Atlantik 2010

Schon im Sommer 2010 kam mir die Idee, einmal mit einem Großsegler über dem Atlantik zu reisen, auf der traditionellen „Barfußroute“ von den Kanaren in die Karibik. Der Präsident meines Yachtclubs hatte von einer Reise mit einem Kreuzfahrtschiff geschwärmt, so suchte ich im Internet nach einem entsprechenden Objekt und war bald fündig geworden. Auf der Star Clipper buchte ich kurzerhand eine Kabine und freute mich darauf, diesmal keinerlei Verpflichtung während der Reise zu haben. Ich fuhr mit der Eisenbahn nach Stuttgart und hatte schon die Befürchtung, wegen des Bahnstreiks Schwierigkeiten zu bekommen. Dann passierte der Lapsus, in der S Bahn zum Flughafen vergaß ich meinen Rucksack mit Camcorder und Fotoapparat. Schon auf der Treppe merkte ich, was mir fehlte, doch leider war die Bahn schon weiter gefahren, so telefonierte ich mit dem Fundbüro und schilderte das Problem. Man empfahl mir, am Montag nach zu fragen, doch da würde ich schon auf dem Atlantik schwimmen. Nun ja, meine Devise war schon immer: Was du nicht ändern kannst, darf dich nicht belasten. Pünktlich verließ mein Flugzeug Stuttgart, viereinhalb Stunden später war ich in Las Palmas auf Gran Canaria. Vorsorglich hatte ich eine Hotel Übernachtung gebucht und war anderntags pünktlich um 16:00 Uhr mit dem Taxi an der Anlegestelle des Schiffes. Es war ein imposanter Anblick. Ein 114,5 Meter langer Viermaster mit einer beachtlichen Segelfläche von 3.365 Quadratmeter Tuch, einer Breite von 15 Meter und einer Masthöhe von 63 Meter war zum Einchecken seiner 120 Passagiere bereit. Meine Kabine war traumhaft, ein richtiges kleines Luxus Appartement mit eigenem Badezimmer und riesiger Whirlpool Wanne. Ich war schon jetzt begeistert. Bald war alles verstaut, dann ging ich daran, das Schiff zu erkunden. Trotz seiner 18 Jahre des 1991 /92 in Belgien gebauten Schiffes war alles tip top gepflegt, lediglich die Segel ließen das wahre Alter erahnen. Es war vorgesehen, um 20:00 Uhr abzulegen, dann kam die Botschaft, alles würde sich um zwei Stunden verzögern, da wegen des Streiks beim Bodenpersonal am Flughafen, das Gepäck einiger Mitreisenden nicht verfügbar sei. So widmeten wir uns ausgiebig den Köstlichkeiten aus der Kombüse des Schiffes. Gegen zehn Uhr waren wir komplett, nun ließ der Lotse auf sich warten. Doch eine knappe halbe Stunde später wurden die Festmacher los geworfen, die Reise konnte beginnen. Nach einer weiteren halben Stunde wurden Segel gesetzt, was die Rollbewegungen des Schiffes stark dämpfte. Erst gegen zwölf Uhr verzogen sich die meisten in ihre Kabinen, die erste Nacht lag vor uns. Ich hatte herrlich geschlafen, die Schiffsbewegungen waren äußerst angenehm. Gegen fünf Uhr schaute ich nach dem Wetter, es war noch stockdunkel, wegen der Schiffsbeleuchtung waren die Sterne nur schwach zu sehen. Natürlich führte mich mein Weg ins Kartenhaus, wo der zweite Offizier Dienst hatte, ich war sicher, meine Anwesenheit war ihm eine willkommene Abwechslung während seiner vierstündigen Wache. Er zeigte mir bereitwillig alles und eine halbe Stunde später lag ich wieder in meiner komfortablen Doppelkoje. Am Vormittag wurde den Gästen die Crew vorgestellt, die Besatzung des Schiffes stammte aus aller Herren Länder. Am Vormittag gab es dann die von der IMO zwingend vorgeschriebene Sicherheits- und Notfalleinweisung.
Nach dem Lunch mit leckeren Köstlichkeiten verteilte sich der Großteil der Anwesenden in die Liegestühle, ich zog es vor, ein Mittagsschläfchen zu halten, dann schnappte ich mir den Laptop, um meine Aufzeichnungen zu aktualisieren. Die Schiffscrew hatte alle Hände voll zu tun, um ihre Gäste bei Laune zu halten. Beim Nachmittagsquiz hatte ich zwar von zehn Fragen sieben richtige, zum Quizmaster des nächsten Tages reichte es nicht, der Gewinner präsentierte neun korrekt beantwortete Fragen. Das Dinner war wieder einsame Spitze, wie alles auf diesem phantastischen Schiff. In der Nacht legte der Wind erwartungsvoll zu und am Morgen stand auf der Backbordseite eine bedrohliche schwarze Wolkenwand. Nach der „linke Hand Regel“ war hier aber nichts zu befürchten, wir befanden uns klar westlich der Tiefdruckgebiete. Am Vormittag gab es auf dem Sonnendeck einen Vortrag zu die Reise und einen Überblick über die Geschichte der christlichen Seefahrt, mit Schwerpunkt Christoph Columbus.

Der Tag war gespickt mit Angeboten zu Bildung und Unterhaltung:

08:00 Keep fit mit Gymnastik in den Tag.
09:00 Thai Chi
10:00 Story Time und Informationen
11:30 Wassergymnastik & Pool Aerobics mit dem Sportteam
11:30 Wie macht man Origamis
12:00 Seemeilenwette – Versuchen Sie Ihr Glück
14:00 Dart, wo sind die Meister?
15:00 Gemäldefälschern auf der Spur Ein „Monet“ wird entdeckt
16:00 Walk a mile, Jogging rings ums Schiff
16:30 Shanty Gang & Sing
17:00 bis 18:00 Uhr: Mit Musik in den Sonnenuntergang
17:15 Cocktail mixen mit dem Barteam – Wie werden tolle Drinks gemixt
19:00 Maritime Geschichte, abwechselnd in englisch und deutsch
19:00 bis 20:30 Uhr Cocktailmelodien am Piano (Flügel)
21:15 Musik liegt in der Luft mit Tanz
21:30 „Star Clipper Modenschau des Sportteams“
00:00 Uhren eine Stunde zurück stellen

Und das Schöne daran war: nichts und auch gar nichts war verpflichtend, ich fühlte mich pudelwohl. Der Nachmittag war voll ausgebucht. Ein Vortrag von Prof. Dr. Knut Nicolaus mit dem Thema „ Gemäldefälschern auf der Spur“ war höchst interessant, beim anschließenden Cocktailquiz hatte ich früh die Segel gestrichen, ich hatte keine Chance. Am späten Vormittag wurden weitere Segel gesetzt und die Maschine herunter gefahren, wir waren nun ein echtes Segelschiff und machten bei 20 Knoten Wind immerhin fünf Knoten Fahrt. Aus der bordeigenen Bibliothek holte ich mir das Buch „Die Bruderschaft“ von John Grisham, so hatte ich vor dem Einschlafen etwas zu lesen. Mein Cabin Steward hatte auch meine nicht funktionierende Fernbedienung ausgetauscht, so waren über Satellit immerhin drei Sender empfangbar, in deutsch lediglich RTL Austria. Am Abend gab es eine Modeschau für alle an Bord zu erwerbenden Textilien mit dem Schiffsemblem, es war eine runde Sache. Nachdem die Uhr eine Stunde zurückgestellt wurde, endete der Abend in einem leicht fröhlichen Besäufnis. Die Schiffsbewegungen waren, bedingt durch den nachlassenden Wind, recht angenehm. Der Morgen bescherte uns eine strahlende Sonne bei leicht bewegter See. Wieder unterstützte die Maschine das Vorwärts kommen des Schiffes. Zwischenzeitlich war das Schiff zur richtigen Baustelle geworden. Auf dem Sonnendeck wurden zwei Planken ausgewechselt, in der Pianobar wurde ein Segel repariert, ein altes Tuch, das beim Schneiden mit einer Schere so richtig knirschte. Also war dies nur Arbeitsbeschaffung, bei Windbelastung würde es garantiert wieder reißen. In der Gegend von Malta und später vor Casablanca geriet offenbar die Star Clipper in Schwerwetter. Da ging wohl einiges zu Bruch, auch drei Segel waren betroffen. Im Heck waren die Filipinos schon seit zwei Tagen beim Rost klopfen. Vom Zahlmeister hatte ich erfahren, dass 116 Passagiere an Bord waren, 65 davon männlich, 51 weiblich. Die Deutschen stellen den Hauptanteil mit 62 Personen, gefolgt von den Amerikanern. Briten, Holländer, Schweizer und Österreicher waren in der absoluten Minderheit. Am späten Nachmittag wollte ich in den Mast steigen, doch der Andrang war so groß, so dass ich diesen Wunsch auf später verschob.. Die Demonstration eines Sextanten war zwar recht interessant, brachte mir jedoch nichts Neues. Peter, der deutsche Entertainer hielt einen hoch interessanten Vortrag über die Geschichte der Großsegler. Am Abend hatte ich das Pech, mit sechs richtig beantworteten Fragen, den Titel des Quizmasters zu gewinnen. Nun ja, die zehn Fragen musste ich aus dem Gedächtnis stellen, schließlich konnte ich nicht aufs Internet zurückgreifen

Wie heißt die chemische Formel für Glycerin.
C6 H12 O6
Wer war der erste Bergsteiger, der alle Achttausender bestiegen hat
Reinhold Messner
Welchen ph Wert hat destilliertes Wasser
pH Wert 7
Was ergibt eins dividiert durch null
unendlich
Welchen Breitengrad hat der Äquator
null
Wie lang ist eine Kabellänge
185,2 Meter
Wem wird die Perestroika zugeschrieben
Michail Gorbatschow
In welchem französischen Weingut wird der teuerste Wein gekeltert
Chateau Petrus
Wie heißt die chemische Formel für Schwefelsäure
H2SO4
Wie heißt der größte Planet in unserem Sonnensystem
Jupiter

Der Quizmaster von morgen hatte mich mit sechs richtig beantworteten Fragen abgelöst. Peter hatte meine Fragen in ein korrektes Englisch übersetzt, das Publikum war so richtig mitgegangen
Das typische Wetter für eine Überfahrt in die Karibik bescherte uns vormittags wenig Wind, der am Nachmittag zu legte und am Abend wieder einschlief. Nachmittags hatte ich die Gelegenheit, das Schiff von Hand zu steuern, auf Vorwind ein nicht eben einfaches Unterfangen. Ich brauchte nur wenig Zeit, bis ich die Eigenheiten des Schiffes im Griff hatte, ich bin sicher, auf Amwind Kursen wäre es erheblich einfacher gewesen. Am Abend wurde um 21:30 Uhr ein alter, deutschsprachiger Film über die Pamir gezeigt, die 1957 nahe unserer momentanen Position im Hurrikan verloren ging. Beim Frühstück erfuhr ich etwas für mich Unglaubliches. An Bord gibt es offenbar eine Gruppe von Meckerern, die eine Unterschriftensammlung machen wollen, um ihrer Unzufriedenheit an Bord Ausdruck zu verleihen. Ich ließ mir die Gründe vortragen.
Es wird zu wenig gesegelt. Bei fünf Knoten Wind ist es kein Wunder, wenn alle Segel weg genommen werden.
Auf dem Sonnendeck zieht es. Ein Schiff das unter Maschine neun Knoten schnell ist, erzeugt naturgemäß Fahrtwind.
Das Schiff schaukelt. Unser Wellenbild zeigte Verhältnisse, wie am Bodensee, die leichten Rollbewegungen erlaubten es, auf jedem Tisch volle Gläser stehen zu haben.
Ich dachte mir, es ist kein Fehler, mit dem Kapitän zu sprechen und ich drückte ihm meine volle Zufriedenheit zu der wundervollen Reise aus und bedankte mich auch für das perfekte Management. Ein reichhaltiges Unterhaltungsprogramm an Bord ließ keinerlei Langeweile aufkommen, selbst zum Lesen war kaum Zeit. Die Außentemperatur stieg erheblich an, in den Kabinen lief die Aircon auf vollen Touren. Die Vorträge von Peter jeden Morgen um zehn Uhr auf dem Sonnendeck waren immer gut frequentiert, die Geschichte der Schifffahrt war für alle recht interessant. Der Wind hatte atypisch für dieses Seegebiet auf Südwest gedreht, am Abend hatte ein kräftiger Schauer für Abkühlung gesorgt. Das Bingo – Spiel ließ ich ausfallen und lag schon um 22:30 Uhr in meiner Koje. Der neue Tag überraschte wieder mit strahlender Sonne, bei halbem Wind von Backbord segelte „Star Clipper” mit wenig Krängung den Generalkurs 260°. Allerdings stimmte die Windrichtung noch immer nicht, der Nordostpassat wurde offenbar durch den noch immer aktiven Hurrican „Thomas“ über Haiti gestört bzw. abgelenkt. Ich hatte einen bösen Sonnenbrand auf der Nase und musste entsprechende Vorsicht walten lassen. Am folgenden Tag war endlich die Gelegenheit, in den Mast zu steigen und dort zu fotografieren. Die Sicherheit stand ganz oben, jedem „mastclimber“ wurde ein Petzl – Sicherheitsgurt verpasst, zu welchem ein Lifebelt mit Karabiner gehörte. Parallel zur Mastleiter war eine doppelte Sicherheits Leine gespannt, in der eine Absturzsicherung integriert war. Ein narrensicheres System. Das Wetter war noch immer ganz atypisch, Südwestwind Stärke vier und teils stark bedeckter Himmel mit vereinzelten kurzen Regengüssen. Ein leerer Tanker passierte uns im Abstand von etwa zwei Meilen am Bug, es war das erste Schiff, das uns nach beinahe zweitausend Seemeilen begegnete. Am Nachmittag wurden die „Starclippers Atlantic Olympic Games“ durchgezogen. Es war eine lustige Abwechslung im Bordalltag. Bedingt durch meine Gelenkprobleme konnte ich bei den Wettbewerben nicht teilnehmen, amüsierte mich aber trotzdem. Angefangen mit Sack hüpfen, über Besteck tauchen im Pool und Ball werfen in einen Rettungsring, es war ein vergnügliches Spektakel. Am frühen Morgen hatte ich ein erschreckendes Erlebnis, ich war völlig desorientiert, ich wusste zwar, das ich mich auf einem Schiff befand, doch woher das Schiff kam und was das Ziel war, ich konnte mich nicht erinnern.. Erst nach intensivem Nachdenken kam ich dahinter, dass ich in Las Palmas eingestiegen war und in Sint Maarten an Land gehen würde. Also nahezu dieselbe Situation, wie vor zwei Jahren in Antalya, wo ich die Ursache des Gedächtnis Verlustes dem einheimischen Raki zugeschrieben hatte. Doch diesmal war mit Sicherheit der Alkohol nicht schuld. Ich hatte mir den ganzen Tag über gerade mal ein Bier, ein Glas Wein und einen Wodka genehmigt. Das Wetter hatte sich extrem verschlechtert, aus tief hängenden Wolken triefte der Rege, eine alte Dünung sorgte für moderate Schiffsbewegungen. Am 17. Oktober hatten wir die Passatzone erreicht, der Wind kam aus Nordost, außer den typisch kitschigen kugelballförmigen Wölkchen war der Himmel klar, ein Traumwetter. Die Segel der „Star Clipper“ boten einen phantastischen Anblick gegen den tiefblauen Himmel, die Temperatur war deutlich angestiegen. Noch zwei Tage verblieben bis zur Ankunft in Sint Maarten. In der Kabine lag ein Bewertungsbogen. Ich hatte beinahe nichts zu beanstanden, regte lediglich an, dass zumindest in den höher bewerteten Kabinen 220 Volt Steckdosen vorhanden sein sollten. Auch den hundertprozentigen Aufschlag für das Belegen einer Doppelkabine als Einzelkabine bewertete ich als „nicht nachvollziehbar“. Für das Wohlbefinden der Passagiere wurde ein wirklich reichhaltiges Programm angeboten, es war ein bisher perfekt abgelaufener Törn. Im Yachtclub bezeichnete ich diese Reise als „Liegestuhl Segeln.“ Der Höhepunkt des folgenden Tages war das Captains Dinner. Ich hatte mich richtig schnieke angezogen und sogar eine Krawatte um den Hals gewickelt. Schon am Nachmittag hatten Quiz Spiele für Unterhaltung gesorgt, Bier und Longsdrink wechselten sich ab. Zum Lobster spendierte das Schiff Sekt und es wurde ein feuchtfröhlicher Abend. Zum echten Besäufnis wäre es nicht mehr weit gewesen. Glücklicherweise hatte ich Schuhe mit Ledersohlen an den Füßen, so musste ich mir immer vor Augen halten, dass ich noch das schlüpfrige Deck zu betreten hatte, um zu meiner Kabine zu gelangen. So gelang es mit tatsächlich, ohne Sturz im Bett zu landen. Was ich aber vergessen hatte, war meine Uhr um eine Stunde zurück zu stellen, so war ich am Morgen eine Stunde zu früh auf den Beinen. Langsam ging die Reise ihrem Ende zu. Wir wurden aufgefordert, unsere Koffer noch am Vortag vor die Kabinentür zu stellen, ich packte zwar, doch wegen der Schiffsbewegungen schwappte der achterliche Swimmingpool dauernd über und wasserdicht war mein Koffer schließlich nicht. Ich hatte den Kapitän gefragt, wann wir Philippsburg erreichen würden, er meinte, um 06:00 Uhr käme der Lotse an Bord, um 07:00 Uhr würden wir „alongside“ liegen. Ich brauchte keinen Wecker, schon um fünf Uhr war ich an Deck und schaute mir alles an. Ohne Schlepperhilfe legte sich die „Star Clipper“ im Zeitlupentempo an die Betonpier. Das Ziel war erreicht. Bis zum Auschecken verging noch einige Zeit, gegen neun Uhr ging ich von Bord, schnappte mir ein Taxi und ließ mich zum Hotel in Marigot, der Hauptstadt des französischen Teils der Insel fahren. Das Zimmer war recht annehmbar und bald fand ich mich in der Lobby wieder, im Bereich von WLAN. Sehr angenehm war, dass die Verbindung mit WPA2 gesichert war, so hieß es nun, über achthundert E-Mails zu prüfen. Aus Tuttlingen fand ich die Nachricht: HALLO RUCKSACK WURDE IN STUTTGART GEFUNDEN UND WIRD AN UNS INS BÜRO GESCHICKT. Welch freudige Überraschung, ich hatte nicht daran geglaubt und Fotoapparat und Videokamera im Geiste bereits abgeschrieben. Am Abend gönnte ich mir zu einem mittelmäßigen Essen eine Flasche Beaujolais Primeur und stellte fest, dass ich von der Küche von „Star Clipper“ maßlos verwöhnt war. Ein Ehepaar, das ebenfalls mit auf dem Schiff gewesen war und im selben Hotel wohnte, erzählte mir, sie würden am folgenden Tag mit einem Taxi eine Inselrundfahrt machen. Ich fragte, ob ich mich einklinken könne, was bejaht wurde. Pünktlich um zehn Uhr war der kreolische Taxidriver zur Stelle und es wurde eine interessante, zweieinhalbstündige Fahrt, für die ich vierzig Euro zu berappen hatte. Regen wechselte ab mit Sonne und am frühen Nachmittag landete ich total verschwitzt in der Badewanne. Ursprünglich hatte ich vor, am Abend aus zugehen, blieb dann aber doch im Hotel und begnügte mich mit einem mittelprächtigen Lammfilet und einer Flasche französischem Rosé. Anderntags raffte ich mich auf, um nach Marigot zu gehen. Nachdem vor dem Hotel keine Taxen standen, hoffte ich eines unterwegs zu erwischen, doch dies erwies sich als Fehlanzeige. Schließlich landete ich in einem so genannten One Dollar Taxi, welches jedoch in die falsche Richtung fuhr, also blieb ich für den Rückweg in diesem Auto. In Marigot forderte mich der Fahrer barsch auf, das Auto zu verlassen und verlangte zwei Dollar. Die hatte ich nicht, also gab ich ihm zwei EURO. Ich streifte durch den Ort und fragte einen Polizisten, wo ich eine Tasche für mein Bordgepäck kaufen könne, doch das wusste der auch nicht. Er fragte eine Passantin, die mir die gewünschte Auskunft gab. Ich erstand ein entsprechendes Behältnis für 25 Dollar und nachdem ich nun das System begriffen hatte, fuhr ich wieder mit einem One Dollar Taxi zurück zum Hotel. Am Abend hatte ich zu der schwarzen Bedienung gesagt, es sei bedauerlich, dass es nur am Freitag ein Lobster Büffet gäbe, so, wie es in der Speisekarte stand. Sie schaute mich verblüfft an und fragte mich: „Do You want to get a Lobster“? Natürlich antwortete ich: „Yes, indeed,“ und eine Viertelstunde später hatte ich eine ganze, halbierte Languste vor mir stehen, die ich mit Hochgenuss verspeiste. Das Hotel hatte in meinen Augen erheblich an Qualität gewonnen. Ich gönnte mir noch eine Flasche Weißwein, der Tag war gerettet. Am Morgen fragte ich an der Rezeption nach dem jungen Mann, der mir am ersten Tag stolz erzählt hatte, er hätte auch ein iPhone. Ich fragte ihn nach einem Ladekabel, das er mir brachte. Ich stöpselte es in den PC, doch nur durch hin und her Wackeln konnte ich Kontakt bekommen. Immer wieder erlosch das Symbol für Ladung, bis ich das Kabel endlich so hin bekam, dass Strom floss. Als die Batterie wieder 80% Ladung anzeigte, gab ich das Kabel an der Rezeption ab und legte zwei Dollar dazu. Im Zimmer angekommen versuchte ich es noch einmal mit dem in Gran Canaria gekauften Kabel, es hatte dieselben Eigenschaften, wie das zuvor geliehene. Da nahm ich den „Bumper“, den ich von Apple für das iPhone4 erhalten hatte, ab und siehe da, das Kabel funktionierte, also hatte mir der Verkäufer in Las Palmas doch keine wertlose Kopie angedreht. Es war das Ladekabel für das iPhone3, das zwar die gleichen Kontakte vorweist, aber einen größeren Durchmesser hat und daher nicht richtig durch die Öffnung des Bumpers passt. Nun, wenigstens wusste ich nun, wie ich mein Handy wieder aufladen konnte. Am Mittwoch war der Tag der Abreise. Der Koffer war schnell gepackt und pünktlich um 12:00 Uhr checkte ich aus. Auf zwei Uhr hatte ich den Taxifahrer bestellt, so hatte ich genügend Reservezeit für alle Eventualitäten. Der Airbus A 340 hob pünktlich ab, Dank Business Class verlief der Flug recht angenehm, trotzdem schlief ich höchstens eine Stunde und konnte in Paris meinen Anschlussflug erreichen. Der Rest war zeitlich nur ein Klacks, bald war ich am Stuttgarter Hauptbahnhof und kaufte mir eine Fahrkarte nach Tuttlingen. Im IC hatte ich alle Mühe, wach zu bleiben, um den Halt in Tuttlingen nicht zu verschlafen. Vom Bahnhof ließ ich mich abholen und bald war ich wieder zurück in meinen gewohnten vier Wänden. Eine schöne Reise war zu Ende gegangen, es sollte nicht die Letzte mit einem Großsegler gewesen sein.