Schiffsreinigung

Ein Wort zur Schiffspflege:
Für viele von uns ist der Begriff „Schiff putzen“ ein Horror, den man gerne vor sich her schiebt, und von dem man dann hofft, dass der nächste Regen alle Aufgaben übernimmt.
Mit den richtigen Mitteln und etwas „know how“ ist es jedoch halb so schlimm.
Ich pflege meinen Motorsegler FAIRWAYS FISHER 30 nunmehr seit 30 Jahren und es macht mir immer noch Spaß.
Mit einem sauberen, gepflegten Boot in einen fremden Hafen einzulaufen und immer hören zu dürfen, „Sie haben ein wunderschönes Schiff“ ist viel Lohn, für die laufende Mühe.
Permanent pflegen, das ist die Lösung:
Nachdem „INK“ am Bodensee, also im Süßwasser liegt, habe ich es erheblich leichter, als beispielsweise am Mittelmeer mit den Problemen des Salzwassers, der Sonne und damit auch der Hitze.
Ich kann nur jedem Schiffseigner raten, für sein gutes Stück eine Vollpersenning anzuschaffen und diese auch zu verwenden, gerade Dichtungen und Weichplastik – Material werden von der Sonneneinstrahlung schwerstens geschädigt, auch wird der ganze Dreck, der permanent vom Himmel fällt, zuverlässig abgehalten.
Im Winterlager, in der Halle, wird die Außenhaut von „INK“ mit Riwax Boatcleaner poliert und anschließend mit Teflonwachs von Star – Brite eingewachst. Dieses Procedere hat sich seit über zehn Jahren bestens bewährt, die Oberfläche des weißen Gelcoats sieht noch immer aus wie neu.
Die Holzteile an Deck (Teak) wurden vor fünfundzwanzig Jahren nach vielen Versuchen mit allen möglichen Wundermitteln mit der Ziehklinge bis aufs nackte Holz abgezogen und mit „Owatrol – Deks Olje D1“ bis zum Fasersättigungspunkt nass in nass gestrichen. (ca 25 Lagen)
Anschließend wurden 5 Lagen „Owatrol – Deks Olje D2“ aufgebracht, was einen hochglänzendes dunkles Finish ergab.
Während der Saison wird dreimal nachgeölt ( jeweils 1 Lage) im Winterlager erhält „INK“ nochmals drei Lagen, alles mit dem Schaumstoff – Pinsel.
Die Verwendung der Owatrol Öle ist sehr praktisch, da nicht zwischengeschliffen werden muss.
Wenn ich an Bord bin, wische ich morgens den Tau ab und trockne das Schiff. So kann ich alles mit abwischen, was nachts vom Himmel fällt, dies gilt natürlich auch für die Holzteile.
Im Laufe der Jahre ist das Teak nahezu schwarz geworden, was eigentlich zum Stil des klassischen Schiffes recht gut passt. Vor vier Jahren jedoch wurde alles heruntergeschliffen und neu aufgebaut. Das Holz ist wieder hell, beginnt jedoch wieder nach zu dunkeln.
Der mit weißem Plastik überzogene Relingsdraht wurde im Laufe der Zeit unansehlich, statt ihn auszuwechseln, habe ich einfach den Plastiküberzug entfernt, er sieht nun wieder aus, wie neu.
Meine V4A Beschläge, die Reling und die Stützen pflege ich, wie auch die Bronze-Beschläge, mit „Sidol“, bei starker Verschmutzung verwende ich „Wenol“.
Lediglich die großen Bronzehuzen auf den Doradekästen werden im Winter abgenommen, mechanisch poliert und geglänzt um anschließend mit farblosem Silberzaponlack gespritzt zu werden. Die Huzen strahlen so eine ganze Saison, ohne anzulaufen.
Wie bei jedem Plastikschiff bilden sich im Laufe der Zeit an den Wasserabläufen schwarze Streifen, denen ich regelmäßig mit „Black Streak Remover“ von Star Brite zuleibe rücke. Zweimal während der Saison wachse ich das Schiff mit Teflonwachs von Star – Brite ein und erhalte ein hochglänzendes glattes Finish, welches mir die morgendliche Reinigung sehr erleichtert.
INK ist mit einem „Treadmaster-Belag“ versehen, das ist zwar zweckmäßig, doch Teak wäre schöner. Ob ein Teakbelag allerdings 30 Jahre gehalten hätte? Ich wage es zu bezweifeln.
Der „Treadmaster“ ist ein klarer Fall für die Wurzelbürste, ob ich hier einen Zusatz, und welchen verwende, möchte ich hier aus verständlichen Gründen verschweigen.
Nachdem am Bodensee das Bootewaschen mit Trinkwasser nicht erlaubt ist, erhielt INK schon vor gut 23 Jahren eine Deckswaschpumpe, so kann ich fern vom Land das Boot ausspritzen, was auch nach dem Ankeraufgehen sehr praktisch ist
Die Inneneinrichtung des Schiffes ist komplett aus Teak, hier gehe ich mit D2 sehr sparsam um, damit der Salon nicht zu dunkel wird. Immer, wenn ich mit „aussen“ fertig bin, streiche ich „innen“ den Schaumstoffpinsel aus, so bekommt im Laufe des Jahres jedes Holzteil sein Öl ab.
Wenn das Wasser so warm ist, dass man am Bodensee baden kann, ist natürlich Außenreinigung angesagt.
Zuerst wird der Wasserpass mit der Wurzelbürste geschrubbt, hartnäckige Stellen werden vorsichtig mit der rauen Seite von Scotchbrite gereinigt. Auch die Außenhaut wird mit dem Fensterleder von Schmutz und Wasserflecken befreit. Den „Wasserflecken“, hervorgerufen durch kalkhaltiges Wasser, rücke ich nmit stark verdünntem Essigwasser zuleibe.
All dies ist mir keine Last, ich mache es gerne und freue mich auch noch im Herbst beim Auswassern, welch schönes Schiff ich doch habe.
Im Salzwasser ist alles anders:
Nachdem ich keine Langzeiterfahrung mit demselben Schiff habe, kann ich nur erzählen, wie ich meine Charterschiffe gepflegt habe.
Immer wenn irgendwo ein Wasserhahn zu finden war, auf den unsere Adapter gepasst haben, wurde das Schiff mit Süßwasser ausgiebig gewaschen, den Dreck haben wir mit VISS oder ähnlichem entfernt, den entstehenden Schaum hat am Mittelmeer niemanden gestört. Auch das Teakdeck und die Plichtbänke wurden mit diesem aggressiven Mittel behandelt.
Die V4A Beschläge, die Seereling und die Stützen wurden mit Metallpflegemittel behandelt, bei massivem Auftreten von Flugrost wurden die betroffenen Stellen mit Phosphorsäure eingepinselt und anschließend mit Süßwasser abgespült. Teakholz und Gelcoat werden von dieser Säure, die in Deutschland nicht legal erhältlich ist, nicht angegriffen.
Wenn immer möglich, waschen wir auch die Segel, oder spritzen sie zumindest ab. Die Scheibe des Sprayhoods muss ebenfalls permanent mit Süßwasser gereinigt werden, da sie sonst von den Salzkristallen zerkratzt und nach kurzer Zeit blind wird.
Auch alle Leinen sollten immer wieder im Süßwasser gewaschen werden, sie bleiben so länger geschmeidig.
Wenig verwendete Segel müssen an Hafentagen an Deck genommen werden, damit der Raum der Segellast austrocknen kann. Dasselbe gilt für den Ankerkasten, Anker und Kette rosten weniger, wenn sie trocken sind.
In Badebuchten empfiehlt es sich auch, das Unterwasserschiff grob vom Bewuchs zu befreien, das Schiff wird schneller und kann mehr Höhe laufen.
Ein letzter Tipp noch zur Seetoilette:
Ein Spritzer Speiseöl ins Becken, dann gepumpt, und alles läuft wieder, im wahrsten Sinne des Wortes, wie geschmiert.