Atlantik Herbst 2011

Schon Ende des relativ kühlen Sommers hatte ich mich entschieden, wieder mit Star Clipper über den Atlantik zu segeln. Als Auftakt für die Reise buchte ich eine Woche Gran Canaria und nistete mich im Nobelhotel Palm Beach Seaside in Maspalomas ein. Für den viereinhalb stündigen Flug ab Stuttgart buchte ich meinem Rücken zuliebe „Premier Economy“, das ist die „Business Class“ bei Condor.
Am Flughafen Las Palmas stand bei AVIS ein Mietwagen bereit, bis ich den VW Polo gefunden hatte, verging einige Zeit, ind der Mietwagen Tiefgarage stehen hunderte Autos, die Nummerierung ist doch recht kompliziert. Die Autobahn No 1 „del Sur“ brachte mich zuerst nach Playa del Ingles, wo ich mich prompt verfuhr. Ich orientierte mich nach der Sonne und fand nach mehreren Anläufen das Hotel. „Palm Beach“ ist ein Traum.
Beim Einchecken erfuhr ich zum Einen, dass ich Halbpension gebucht hatte, zum Anderen, dass ein Tag zuviel auf der Buchung stand. Überraschenderweise konnte ich ohne Kosten umbuchen. Das Zimmer war einmalig, das Abendessen eine Wucht. Zwei halbe Langusten verlangten dringendst nach einer Flasche Weißwein aus Lanzarote. Zufrieden plumpste ich gegen Mitternacht in mein King-Size Bett und hatte herrlich geschlafen.
Am Morgen war der Himmel verhangen, es regnete und das überaus reichliche Frühstück musste innerhalb der Hotel Räumlichkeiten eingenommen werden. Um die Mittagszeit kam die Sonne heraus, der Regen hatte aufgehört und ich beschloss mit dem Auto eine kleine Erkundungsfahrt zu machen. Ich fuhr auf der Autobahn Richtung Westen, mein erstes Ziel war der Hafen von Puerto Rico. Vergebens suchte ich nach einer Parkmöglichkeit, so fuhr ich gleich weiter Richtung Puerto de Mogan. Zwischenzeitlich knallte die Sonne aus einem azurblauen Himmel, das Thermometer im Auto zeigte eine Temperatur von 30° Celsius an.
Der Zugang zur Hafenanlage war durch eine Schranke versperrt, ich löste ein Ticket und fand einen Platz für das Auto. Der Hafen war gut belegt, den langen Weg zur Aussenmole ersparte ich meinen Gelenken.
Bald saß ich wieder am Steuer und wählte die Straße nach Mogan. Nach einigen Kilometern hielt ich an und schaute in die Karte. Nachdem ich keine ganze Inselrundfahrt machen wollte und der Weg durch das Landesinnere Schotterstraße bedeutet hätte, fuhr ich denselben Weg zurück, den ich einige Stunden zuvor genommen hatte. Prompt verfuhr ich mich wieder, doch dann hatte ich es geschafft und bald stand ich wieder unter der Dusche, um mir ein kühles Bier zu gönnen.
Beim Abendessen hielt ich mich sehr zurück, eine halbe Dorade und Baby Kalmare, alles sehr lecker zubereitet; doch eine Flasche Weißwein nach einem kanarischen Bier musste einfach sein.
Mein Tischnachtbar, ein zweiundachzig jähriger Herr erzählte von der schrecklichen Bombennacht im März 1945 in Dresden, die als sogenannte „offene Stadt“ so hätte nie angegriffen werden dürfen.
Nach über sechzig Jahren träumt er offenbar noch immer von diesem Erlebnis.
Am andere Tag machte ich eine ausgiebige Autotour ins Insel Innere. Allerdings, von Schotterstrassen liess ich die Finger, offenbar reduziert das Alter die Risiko Bereitschaft.
Das Abendessen war wieder ein Gedicht, diesmal begnügte ich mich mit einem Bier, verzog mich zeitig in mein Zimmer und schaute mir einen Tatort an.
Sämtliche deutschsprachigen Fernsehprogramme sind abrufbar, Kompliment. Dafür ist der WLAN Empfang eine kleine Katastrophe.
Am Morgen saß ich schon früh im Auto. Wieder ging es in die Berge, ich befuhr Traumstrassen, doch ein Abstecher in Nebenstrassen ließ meine Adrenalinpumpe kräftig arbeite. Dichter Nebel veranlasste mich, das Tempo stark zu drosseln, ich hatte Glück, kein Fahrzeug kam mir entgegen. Dann begann es überflüssigerweise noch zu regnen. Die Strasse war derart schmal, dass ich bei Gegenverkehr hätte rückwärts fahren müssen. Ich atmete beruhigt durch, als ich wieder „normalen“ Asphalt erreicht hatte. Und im Süden schien wieder die Sonne aus tiefblauem Himmel
Zurück im Hotel brachte ich mit einigen Bierchen meinen Elektrolyt Haushalt und damit mein seelisches Gleichgewicht wieder ins Lot.
Beim Abendessen konnte man wieder beobachten, welch unglaubliche Mengen Essen die Leute in sich rein schaufeln, wenn alles inklusive ist. Dasselbe auch beim Frühstück.
Ich bin zwar, weiss Gott nicht der Schlankste, doch die Wohlstandsbäuche sind allgegenwärtig.
Am Abend hatte ich mir etwas zuviel vorgenommen, eine ganze Flasche Rotwein aus Lanzarote sorgte für frühen Schlaf, um 21:00 Uhr lag ich im Bett, am laufenden Fernseher war ich eingeschlafen.
Anderntags setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Las Palmas und schaute mich im Hafen um. Am Base Naval sah ich Star Clipper, am Tor fragte mich ein weiß gekleideter Marinero nach meinen Wünschen. Nachdem mein Name nicht auf der Crewliste stand, war mir der Zugang verwehrt. Ich verließ die Halbinsel in Richtung Westen durch einen Straßentunnel und geriet in einen wahren Platschregen, gefährliches Aquaplaning erforderte erhöhte Vorsicht.
Bald verließ ich wieder die Hauptstraße und befuhr wieder wundervolle Strecken, vom Schotter ließ ich wieder die Finger. Über Artenara, Tejeda und Fataga erreichte ich wieder Maspalomas und freute mich schon auf das abendliche Barbecue. Per E-Mail fragte ich bei Star Clipper nach, ob es möglich ist, das Gepäck schon am frühen Nachmittag aufs Schiff zu bringen. Die schnelle Antwort war positiv, so würde ich am Samstag um 12:00 Uhr im Hotel aus checken, mein Gepäck mit dem Mietwagen zum Schiff bringen und dann am Flughafen das Auto bei AVIS zurück geben. Per Bus nach Las Palmas würde mich glatt fünfzig Euronen einsparen lassen.
Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, am letzten Tag nocht mehr Auto zu fahren, doch Vorsätze müssen nicht immer eingehalten werden. So saß ich am anderen Morgen wieder im Auto und hatte es nicht bereut. Über Mogan fand ich eine wundervolle, kaum befahrene Strasse noch Tejeda, wo ich mir für schlappe 35,00 Euro einen wunderschönen weissen Wollpullover kaufte. Ich konnte ihn gut gebrauchen, im Inneren der Insel betrug die Temperatur nur 8° Celsius. Mein nächstes Ziel war der Flughafen. Ich erkundigte mich genau nach den Rückgabe Formalitäten bei Avis, es sollte schliesslich morgen alles reibungslos ablaufen. Bald war ich wieder zurück im Hotel und
am Abend begann ich den Koffer zu packen und brachte bis auf den Photoapparat alles unter, so war mein Rucksack für den kommenden Tag akzeptabel. Ich fuhr wieder nach Las Palmas und erfuhr bei der Base Naval, dass es sich bei dem Viermaster doch nicht um die Star Clippers handelte. Also ein “Haus weiter”, da sah ich sie dann, Star Clippers lag an der “Muelle de Santa Catalina”, ich konnte so meinen großen Koffer los werden,
Zurück zum Flughafen und das Auto zurück geben ging problemlos, mit dem Bus fuhr ich nach Las Palmas und bezahlte bis zum Stadtzentrum gerade einmal 2,30 Euro.
Der Stadtbus brachte mich für weitere 1,30 Euro zum Hafen. Nach einem zwanzig minütigen Fußmarsch war ich beim Schiff, in einer nahegelegenen Bodega saß ich die Zeit bis zum Einchecken um 16:00 Uhr ab.
Pünktlich um 16:00 Uhr erfolgte das „boarding“ um 20:00 Uhr wurden die Leinen losgeworfen, die Reise über den Atlantik begann. Kaum hatten wir den Hafenbereich von Las Palmas verlassen, erfasste uns der Seegang, das Schiff begann zu rollen. Die Schiffsbewegungen wurden harmonischer, als die Segel oben waren. Das Abendessen war ein Gedicht, ich verkniff mir den Wein und blieb bei Bier. Trotz der teils heftigen Schiffsbewegungen hatte ich herrlich geschlafen und war zum Sonnenaufgang wieder an Deck.
Bei 25 Knoten Wind von achtern machten wir teilweise über sieben Knoten Fahrt.
Nach der gestrigen Seenot Übung gab es am folgenden Morgen eine weitere ausführliche Instruktion. Aufgrund der „Costa Concordia“ Katastrophe Ende letzten Jahres sind die Empfehlungen für die Sicherheit an Bord verschärft worden.
Vorgestellt wurde die Crew des Schiffes, begrüßt wurden ebenfalls alle Passagiere, eine international bunt gewürfelte Gesellschaft.
An Bord sind:
Crew:
1 aus Argentinien
1 aus Aserbedjan
1 aus Kroatien
1 aus Holland
15 von denPhilippinen
1 aus Finnland
3 aus Deutschland
1 aus Guatemala
1 aus Honduras
28 aus Indien
13 aus Indonesien
1 aus Mauritius
1 aus Montenegro
3 aus Russland
3 aus Schweden
2 aus der Ukraine

Von den 77 Crewmitglieder sind 71 männlich und 6 weiblich

Die insgesamt 122 Passagiere verteilen sich, wie folgt

7 Australier
3 Österreicher
1 Belgier
2 Kanadier
8 Tschechen
1 Däne
6 Franzosen
16 Briten
36 Deutsche
1 Japaner
1 Niederländer
1 Neuseeländer
3 Schweden
36 US Amerikaner

Davon sind 66 männlich und 56 weiblich

Inzwischen kann man über ein kostenpflichtiges, bordeigenes WLAN Netz auch ins Internet, eine Stunde kostet sechs Euro. Die Fläche der Tropical Bar haben die Segelmacher belegt, bei einem Sturm im Mittelmeer vergangener Woche wurden einige Segel zerrissen, die jetzt repariert werden. Das Schiff ist offenbar über die gesamte Länge des Klüverbaumes eingetaucht, wodurch auch das Klüverbaum Netz zerrissen ist.
Die Tage tröpfeln vor sich hin, auch nach drei Tagen macht das Wetter so seine Kapriolen, mal heiß, mal kalt, mal Sonne, mal Regen.
Die Verpflegung an Bord ist einmalig, das Angebot an Unterhaltung vielseitig. Gestern liess ich mir von Marietta eine Ganzkörpermassage verpassen, meine Nervenschmerzen an der Innenseite des linken Knies sind verschwinden.
Die ständig laufende Klimaanlage ist Gift für die Gelenke, Aircon stelle ich in meiner Kabine stets ab.
Auch die zweite Massage hatte mir echt gut getan. Von der Bord Ärztin liess ich mir eine Akupunktur verpassen, was wieder einige Linderung brachte.
Am Montag den 19. November war auf einen Schlag die Hitze da, ein wolkenloser blauer Himmel hatte die Nähe der Karibik spüren lassen. Rein zufällig fand ich auf einem Memory Stick den Ordner TRANSATLANTIK. Es war der Film, den ich 1983 auf SWAY gedreht hatte. Ich war erstaunt, die Wetterverhältnisse waren vor 19 Jahren völlig anders. Damals konnte man nach Verlassen von Las Palmas gleich mit freiem Oberkörper an Deck gehen.
Das Programm auf „Star Clipper“ ist enorm vielseitig. Von allen Dingen, welche die Gelenke belasten, hielt ich mich tunlichst fern.
Das Steuern des Schiffes war, wie auch letztes Jahr nicht sehr positiv, statt den Ruderlage Anzeiger aufmerksam zu beobachten, schaute ich nach dem Horizont, was das Schiff gar nicht mochte. Schon bald wechselte ich wieder auf Autopilot. Recht zufrieden war ich mit der Nachrage nach meinem Buch „GELDTRANSFER“ oder wie klaut man 10 Millionen Euro.
Ein Fehler in der Satellitenantenne verhinderte schon am dritten Tag nach dem Verlassen von Las Palmas jeglichen E-Mail- und Fernseh Empfang. Nur das Purser Büro konnte kurzzeitig Mails senden und empfangen. So erhielt ich am 21. November die Nachricht, dass Expedia meine Hotelbuchung am 18. November storniert hatte. Eine Begründung hatte ich nicht erhalten.
Ich liess mir die Reise dadurch nicht vermiesen und genoss die klare Luft un den weiten Atlantik
Zum obligatorischen Captains Dinner hatte ich diesmal elegante Kleidung dabei, die meisten Männer trugen sportlich, nur wenige Krawattenträger konnte man ausmachen.
Dafür hatte sich die Damenwelt fein heraus geputzt, es war ein fröhlicher Abend. Anderntags hiess es Koffer packen, um 05:00 Uhr sollten die Gepäckstücke vor den Kabinentüren stehen.
Um 07:00 Uhr ging „Star Clipper“ in Philippsburg mit der Backbordseite an einem Betonkai längsseits, die Reise war zu Ende.
Ich buchte in der City ein einfaches Hotel und hatte bald wieder meine „Siebensachen“ verstaut.
Zwar hatte das Hotel WLAN, doch eine Internetverbindung konnte weder der Hotelmanager, noch ich selbst herstellen. Im Freien war es glühend heiß, wenigstens funktionierte die Aircon.
Mit Sorge verfolgte ich die komplizierte Situation bei den Palästinensern und im Kongo auf CNN im Fernsehen. Am Abend suchte ich mir ein Restaurant und bestellte mir einen Lobster. Einige Biere und die Welt war wieder einigermassen in Ordnung. Der Heimweg war etwas mühselig, ich hatte doch recht starke Schmerzen im linken Knie.
Am anderen Tag gelang mir auch, das Internet auf den Rechner zu bekommen, doch ich musste bald feststellen, dass auf der Insel diese Technik doch stark fehlerbehaftet war. Tagsüber hielt ich mich zumeist innerhalb der gekühlten Räume auf, doch am Abend ging ich immer fein essen.
Das Leben auf den Strassen war nahezu ausschliessend von der Anwesenheit der grossen Kreuzfahrtschiffen bestimmt. Mitunter lagen bis zu vier dieser riesigen, hässlichen, schwimmenden Kästen an den Betonpiers.
Entsprechend war das Publikum auf den Strassen und den zahlreichen Shops.
Amerikaner ohne Ende. Laut und übergewichtig.
Am vorletzten Tag buchte ich vier Stunden auf einem Katamaran. Mit Schrecken musste ich feststellen, dass 80, in Worten achtzig Personen auf dieses Boot verfrachtet wurden. Der Kat hatte zwar Segel gesetzt, doch ohne Pausen liefen die Maschinen.
Der Rumpunsch floss in Strömem und bald waren alle mehr oder weniger angetrunken. Der Kat legte sich in einer Bucht an eine Boje, „snorkeling“ war angesagt. Ich war ziemlich der einzige, der auf dem Schiff blieb.
Der Rückweg vom Hafen war recht beschwerlich, ich hatte große Schmerzen in den Knien.
Zwar hatte ich vorsorglich eine Voltaren Tablette genommen, trotzdem war die Rückkehr zum Hotel eine Tortur.
Am 29. November trat ich die Heimreise an, ein Taxi brachte mich zum Flughafen, dank Business Class war der Flug recht angenehm. Die Air France bietet hier echten Komfort.
In Paris begann das Suchen nach den Gepäckbändern, bald war klar, dass ich meinen vor gebuchten Zug mit dem TGV nach Stuttgart, nicht erreichen würde. Die Entscheidung war schnell gefallen, bei EUROPCAR mietete ich einen Mittelklassewagen der Marke Peugeot. Zwar hatte man mir zugesagt, ein Navi System sei vorhanden, dass dieses aber nur in Deutschland funktioniert, wurde verschwiegen. Aus Paris heraus zu finden war nicht einfach, eine Strassenkarte war nicht an Bord.
So fuhr ich rein gefühlsmässig Richtung Marne, da ich wusste, dass sich dieser Fluss im Westen Frankreichs befindet. Nach 300 Kilometern Fahrt machte ich die erste Pause und studierte das Handbuch und fand die Rubrik „limiteur“. Eine feine Sache. Man stellt hier die Höchstgeschwindigkeit ein und muss nicht immer auf den Tacho starren. Nach weiteren 200 Kilometern war eine weitere Pause fällig, da fand ich dann auch den echten Tempomaten und hatte einen weiteren Komfort zu verbuchen. Kurz vor Straßburg wähle ich die Ausfahrt „Deutschland – Forbach“ bis ich realisierte, dass ich Richtung Norden fuhr. Also zurück zur N4.
Schon von weiten konnte man erkennen, das auf den Bergen Schnee lag. Logischerweise hätte ich die Autobahn über Karlsruhe nach Stuttgart wählen sollen, die Strassenbeschilderung „Villingen – Schwenningen“ führte mich zur Bundesstraße über den Hochschwarzwald. Beiderseits der Straße lag bald Schnee, die Aussentemperatur sank bis -5° Celsius, defensive Fahrweise war angesagt.
Doch auch dieser Stress ging vorüber, um 17:00 Uhr erreichte ich Tuttlingen und konnte mein Auto an der Basisstation abliefern. Beim Tanken war ich überrascht, das Auto hatte knapp mehr als vier Liter Diesel auf 100 km verbraucht, somit war die Wahl eines Mietwagens die günstigste Alternative, von Paris aus nach Hause zu kommen. Eine abwechslungsreiche und interessante Reise war zu Ende gegangen.