Allein auf fremden Schiffen

alleinHans-Wolfgang Renz ist in Segler­kreisen kein unbeschriebenes Blatt. Mehr als 50.000 Seemeilen an Bord von Segelyachten und nochmals 70.000 Seemeilen auf Containerschiffen dokumentieren große Erfahrung und fundiertes Wissen. Der Autor weiß genau, wovon er berichtet und weiß seine Erfahrungen verständlich weiter zu geben. Dieses Büchlein wurde ur­sprünglich als Leitfaden für Segel­schüler, Ausbilder und Prüfer konzi­piert, wurde aber später umgeschrie­ben. Die Gründe hierfür sind in diesem Büchlein aufgeführt. Im Januar 2009 wurde die Ausgabe erweitert und aktualisiert. Neu im Buch: GPS-Navigation.

75 Seiten, für 8,50 Euro im Online Shop (klicken Sie auf “Zum Warenkorb hinzufügen”)

Leseprobe (aus dem Vorwort):

Nach einer BR – Scheinprüfung in Ste. Maxime, Frankreich hing ich im Flughafen Nizza wegen eines Streiks der Air – France einige Stunden fest. Ich hatte ausreichend Zeit, mich mit meinen eigenen Gedanken zu beschäftigen und konnte so (leider) nicht mit den anderen Passagieren auf das Wohl von Air – France anstoßen, weil ich noch von Zürich aus mit dem Auto nach Hause fahren musste.So machte ich mir eben meine Gedanken über den Prüfungsablauf und fasste spontan den Entschluss, zumindest die Arbeit für den Navigator etwas interessanter und anspruchsvoller zu gestalten. Der Ärmste hatte kaum die Aufgabe erhalten, eine Kreuzpeilung zu machen, da fuhr der Prüfling wieder eine neue Halse und das Gekritzel auf der Karte wurde immer schlimmer. Zwar standen auf dem Navigationsbogen eine Menge von Zahlen, ein kontrollieren war aber unmöglich. So beschloss ich, eine Törnplanung durchführen zu lassen. Auch hatte ich mir die zu fahrenden Manöver in eine „Story“ eingebaut, um den Prüflingen klar zumachen,dass nicht alles praxisfremd ist. Als ich dann parallel zu meiner Prüfertätigkeit auch Ausbildung fuhr und kein vernünftiges „Kochbuch“ hatte, beschloss ich, einen Leitfaden für Ausbilder und Prüfer zu verfassen. 1994 war das Büchlein nahezu fertig, doch berufliche Dinge hatten Vorrang, die Fertigstellung verzögerte sich. Ein totaler Computerabsturz bei fehlendem Backup verzögerte die Fertigstellung weiter, nun musste aus mehreren halbfertigen Manuskripten alles wieder eingescannt und zeitaufwendig korrigiert werden. Seit dem Erstentwurf sind einige Jahre vergangen, meine Schüler waren die Versuchskaninchen und diverse Abschnitte sind immer wieder umgeschrieben und verbessert worden. Auch die Technik und Ausrüstung der Schulschiffe hat sich geändert, was geblieben ist: Die Faszination Meer und der große Respekt gegenüber den allgemeinen Gefahren und Risiken. Leider werden noch immer Ausbildungen und Prüfungen im Schnellverfahren durchgeführt, das Nachsehen hat letztendlich der Segelschüler und Prüfling. Obwohl der Bodensee mein Heimatrevier ist, möchte ich noch immer behaupten, dass er für eine BR – Ausbildung und Prüfung ungeeignet ist. Der fehlende Seegang auf diesem Binnensee vermittelt eine trügerische Sicherheit.
Acht Windstärke am See ist nicht gleich zu setzen mit Beaufort acht im Golfe du Lion, in der Biskaya oder im englischen Kanal. Wer in der Theoretischen BR eine Gezeitenberechnung hingezaubert hat wird in Tidengewässern schön alt aussehen, denn praxisbezogen war diese Prüfung (Karte D 30) wirklich nicht. Da haben die Norddeutschen erheblich günstigere Voraussetzungen. Wer allerdings in der Urlaubs­zeit in Mittelmeerhäfen Charterschiffen bei Manövern zugesehen hat, dem haben vom Kopfschütteln die Halswirbel weh getan. Rückwärts einparken an Moorings bei Seitenwind gehört im Norden offenbar nicht zum Lehrplan. Wen wundert´s, kaum ein BR Aspirant investiert zwei Wochen in seine Ausbildung. Innerhalb einer Woche sollen dann Manöver geschult und noch 300 sm gesegelt werden. Sind mehr als 4 Segelschüler an Bord, reicht die Zeit hinten und vorne nicht. Doch wann sind nur vier an Bord, chartern ist nicht billig, die Anreise meist lang und ebenfalls teuer, der Ausbilder und Prüfer will bezahlt werden. Das alles wissen die Segelschulen und der DSV ebenfalls. Also bleibt alles beim Alten. Und deshalb werden auch weiter BR Lehrgänge und Prüfungen am Bodensee abgehalten und das Zusehen in Häfen bleibt weiterhin interessant.(Juli1996) Anlässlich der Interboot 1996 führte ich ein langes Gespräch mit dem Obmann des Prüfungsausschusses Bodensee und hatte auch Gelegenheit mit Segellehrern und Prüfern zu sprechen. Da wurde mir klar, dass gegen vorgefasste Meinungen nicht angegangen werden kann. Auf der Heimreise entschloss ich mich, das nahezu fertige Büchlein völlig umzumodeln und eine andere Zielgruppe anzusprechen. Sollen die Ausbilder weiterhin auf Kommandos herumhacken, sollen die Prüfer gottähnlich nach der Rückmeldung: „Boje gefasst“ den nächsten Schluck Rosé genießen, ich werde mich der Sorgen von Chartercrews und Amateurskippern annehmen.