Skippertraining

Einige Gedanken zu einem aktuellen Thema.

Unter Skippertraining verstehen die anbietenden Firmen meist weitgehend ein weiterführendes Training der Manöver, die für die Prüfungen der einzelnen Bootsführerscheine geübt und geprüft wurden. Es werden hier im Besonderen An- und Ablegemanöver geübt, das richtige Ankern, welches in den Prüfungen vernachlässigt wurde, also alles, was erforderlich ist, um ein Schiff sicher führen zu können.

Richtigerweise sollte hier jedoch von einem Manövertraining gesprochen werden, ein Skippertraining ist etwas ganz anderes.

Um ein Schiff und eine Mannschaft führen zu können, genügt es beileibe nicht, wenn die oben genannten Manöver beherrscht werden und darüber hinaus eine perfekte Navigation hingelegt wird. Ein Skipper hat Management – Funktionen zu erfüllen, das Sprichwort „Captains word is law“ stimmt heute nur bedingt und betrifft nur noch die Sicherheit des Schiffes,

Eine Bareboat Skipper hat es ungleich leichter als ein Charterskipper mit „Paying guests“. Wenn eine Crew ankern möchte, statt einen Hafen anzulaufen und die Verhältnisse stimmen, hat die Besatzung das Sagen und wenn eine Crew einen Tag länger an einem hübschen Platz bleiben möchte und die Zeit reicht, muss der Törnplan geändert werden.

Gewisse eingefahrene Gebräuche sind heute überholt und nicht mehr durchsetzbar. Dazu gehört die unsinnige Anweisung, das (gebrauchte) Toilettenpapier in einem Plastiksack zu deponieren.

Gepflegte Toiletten fressen problemlos einlagiges nicht quellendes Toilettenpapier, sofern permanent gepumpt wird. Leider funktioniert dies bei der LAVAC Toilette nicht, da hier beim Abpumpen der Deckel geschlossen werden muss.

Eine weitere Unsitte sollte ebenfalls verschwinden: Das Abrechnen des Treibstoffes nach Stunden. Bei längeren Törns kann jedes Crewmitglied bequem nachrechnen, wie viel tatsächlich verbraucht wurde. Differenzen werfen ein schlechtes Bild auf Kapitän und Vercharterer.

Eine Crew muss in die Aufgaben eines Schiffes eingebunden werden, was erheblich mehr bedeutet, als Steuern und Backschaft machen.

Wie könnte nun ein derartiges Skippertraining aussehen?

Wie bisher auch, wird ein „Skipper of the day“ ernannt, dieser hat nun tatsächlich die Funktion eines Kapitäns zu erfüllen, das heißt, die oberste Aufgabe ist, zu delegieren, um nur im Notfall selbst aktiv zu werden.

Das beginnt mit der Wiederholung der Schiffseinweisung, der Kojenverteilung, der Wacheinteilung unter Berücksichtigung der Wünsche der Crew.

Zweistunden – Wachen, dreistunden Wachen, versetzte Wachen, schwedisches Wachsystem, all dies muss ausführlich geschult werden.

Es gibt hier nicht richtig oder falsch, es gibt zweckmäßig oder nicht zweckmäßig und das ist abhängig von der Besatzungsgröße und auch vom Revier. (Langstrecke oder Hafen zu Hafen).

Der künftige Skipper in spe muss auch eine Notfallrolle anlegen und seinen Navigator anweisen können, wie er seine Kartenarbeit zu dokumentieren hat und wie das Logbuch zu führen ist.

Ein Co Skipper muss benannt werden.

Gleichzeitig ist es empfehlenswert, einen sogenannten Crew – Sprecher zu wählen. Sollte es irgendwelche Probleme geben, kann der Crew – Sprecher mit dem Kapitän reden, was viel effektiver ist, als wenn jeweils ein einzelner sein Wünsche vorbringt.

Das Tagesziel ist festzulegen und die Törnvorplanung zu erstellen Der „Skipper of the day” muss wissen, dass nicht jeder Hafen bei allen Wetterverhältnissen angelaufen werden kann, also ist ein Auweichhafen einzuplanen.

Das System für Backschaft und permanente Schiffsreinigung muss besprochen werden.

Gegebenenfalls wird ausklariert und bei Zoll und Immigration abgemeldet. Wo es erforderlich ist, wird auch die Hafenbehörde vom Auslaufen verständigt und das Ziel genannt. Beim Arbeiten mit dem Funksprech – Gerät muss auch über MAYDAY, PAN PAN und SECURITE gesprochen werden.

Das Ablegen wird vorbereitet. Ich bin der Ansicht, das der Skipper nicht am Rad zu stehen hat, in der Berufsschiffahrt ist es ebenso und funktioniert bestens.

Der “Skipper of the day” hat vor dem Ablegen die Rollenverteilung vorgenommen und überwacht diese auch permanent. Er achtet darauf, dass die Sicherheit stets obenan steht, dass also Leinen stets ordentlich aufgeschossen sind, dass beim Arbeiten mit Winschen unter Spannung Verletzungen vermieden werden.

Enorm wichtig ist, dass jedes Crewmitglied ein Boje über Bordmanöver fährt und dass dies auch im Logbuch dokumentiert wird, ebenso, wie die Bestätigung, dass die Notfallrolle vermittelt wurde.

Als praktische Unterweisung für die künftigen Schiffsführer gehört das Ankern, welches heute leider nicht mehr zum Prüfungsstoff von Führerscheinen gehört. Die Tücken einer elektrischen Ankerwinsch sind vielfältig, hier heißt es unterweisen und fleißig üben.

Am Ankerplatz sollte, sofern es die Wassertemperatur zulässt, das Anbordnehmen eines MOB Opfers geübt werden.

Der Sprechfunkverkehr mit Küstenstellen muss trainiert werden, auch fremdsprachlich – zumindest aber in englisch.

Zu einem Skippertraining gehören auch Nachtfahrten, mindestens ein unbekannter Hafen sollte angelaufen werden. Ansteuerungen mit Radar und GPS müssen trainiert werden.

Das Abhören von Seewetterberichten, das Erstellen einer einfachen Wetterkarte und deren Auswertung sind ebenfalls Lehrstoff

Das zweckmäßige Anlegen sowie sicheres Festmachen und abfendern ist zu vermitteln

Der künftige Skipper muss lernen, wie eine Toilettendichtung gewechselt wird, muss eine Diesel Treibstoff Leitung entlüften können und muss auch wissen, wie man einen Impeller wechselt und einen Anlasser kurz schließt.

Enorm wichtig ist es, bei einem Charterschiff den Zustand der Starterbatterie zu kennen: Man braucht hier kein Messgerät, bei gedrücktem Stopschalter wird der Schlüssel auf START gedreht, wenn sich der Anlasser zehn Sekunden gleichmäßig dreht, ist die Batterie o.k.

Das Arbeiten mit Hafenbehörden, Zoll und Immigration muss dem jeweiligen „Skipper of the day“ vermittelt werden.

Jeder Lehrgangsteilnehmer muss sich vorab mit der Theorie beschäftigen. Ich empfehle hier besonders das Lehrbuch „Sportseeschifferschein” von Haeften / Schulz. Es ist recht teuer, kann jedoch günstig über „ebay“ im Internet (http://www.ebay.de) ersteigert werden.

Auch sei hier auf das Büchlein „Allein auf fremden Schiffen“ verwiesen, welches im Buchhandel erhältlich ist, oder direkt bei mir bestellt werden kann.